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Craft Gin Tasting mit Stephan Thomé: Ein exklusiver Einblick in die Welt der deutschen Craft Gins

| World-Spirits Shots

In der faszinierenden Welt der Spirituosen gibt es kaum etwas Spannenderes und Vielfältigeres als Gin. Besonders die deutsche Craft-Gin-Szene hat in den letzten Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt – geprägt von handwerklicher Präzision, Kreativität und einer gehörigen Portion Mut, klassische Erwartungen zu hinterfragen und neu zu definieren. Unser Craft Gin Tasting mit Stephan Thomé, einem renommierten Destillateur aus der Eifel, öffnet die Türen zu genau dieser Welt.

Gemeinsam mit Stephan Thomé tauchen wir tief in die sensorische Vielfalt von fünf außergewöhnlichen Gins ein, die nicht nur durch ihre Aromen, sondern auch durch ihre Herstellung und Philosophie bestechen. Von klassischem London Dry Stil über blumige Nuancen bis hin zu hochprozentigen Navy Strength Varianten und einem fruchtigen Slow Gin als Dessert – diese Verkostung bietet eine spannende Reise durch die Facetten des Gins.

Einführung in die Welt des Gins mit Stephan Thomé

Bevor wir uns den einzelnen Gins widmen, ist es wichtig, die Herangehensweise von Stephan Thomé zu verstehen. Für ihn ist Gin nicht nur eine Spirituose, sondern ein Kunstwerk, das wie ein Parfum aufgebaut sein muss. Er spricht von einer Komposition aus Kopfnote, Herznote und Fußnote, die zusammen ein harmonisches Geschmackserlebnis formen.

Die Kopfnote entspricht den frischen, oft zitrusbetonten Elementen, die den ersten Eindruck prägen. Die Herznote füllt den Mund, spielt auf der Zunge alle Geschmacksbereiche an und sorgt für ein angenehmes Mundgefühl. Die Fußnote beschreibt den Nachklang, das, was beim Runtergehen des Gins am Gaumen verbleibt. Diese Struktur macht für Thomé den Unterschied zwischen einem guten und einem außergewöhnlichen Gin aus.

Ein weiterer spannender Aspekt ist die Herstellung: Stephan verwendet eine klassische Obstbrennanlage mit Kolonne, was bei vielen österreichischen Brennern auf Skepsis stößt, ihm aber erlaubt, Aromen intensiv zu extrahieren und gleichzeitig ein sauberes Produkt zu erzeugen. Das Mazerieren über 14 Tage und die anschließende Destillation sorgen für die perfekte Balance aus Aroma und Reinheit.

Erklärung der Gin-Sensorik: Kopf-, Herz- und Fußnoten

Die fünf Gins im Detail: Ein sensorisches Abenteuer

1. Eifel Gin – Regionalität und Innovation im klassischen London Dry Stil

Der erste Gin, den Stephan vorstellt, trägt den Namen Eifel und ist ein klassischer London Dry Gin – allerdings mit einer Besonderheit: Er enthält keine der klassischen London Dry Botanicals wie Zitrone, Pfeffer, Koriander oder Angelikawurzel. Stattdessen setzt Stephan auf Zutaten, die innerhalb von zwei Kilometern rund um seinen Hof in der Eifel wachsen, wie Eichenrinde, Eschenrinde und Moos.

Diese regionalen Botanicals simulieren die Aromen der klassischen Zutaten und verleihen dem Gin eine intensive, frische und zugleich komplexe Wacholdernote mit Andeutungen von Angelikawurzel und Zitrus. Die sensorische Vielfalt des Wacholders selbst wird hierbei besonders hervorgehoben, denn Wacholder kann je nach Herkunft eine breite Palette an Aromen von dumpf bis zitrusfrisch bieten.

Stephan erläutert, dass die Aromen bewusst wie bei einem Koch komponiert werden, nicht einfach sensorisch analysiert. So entsteht ein Gin, der sich durch seine Natürlichkeit und Regionalität auszeichnet und trotzdem die Erwartungen an einen London Dry Gin erfüllt.

Eifel Gin - regional inspirierte Botanicals

2. 15 Flowers – Ein floraler Frühlingsstrauß im Glas

Mit dem 15 Flowers Gin bewegen wir uns in eine ganz andere Geschmackswelt. Stephan beschreibt ihn als eine „reine Blütenwonne“ mit floralen Noten von Lavendel, Hibiskus und Holunderblüte. Dieser Gin ist leicht, frisch und erinnert in der Nase an einen Frühlingsblumenstrauß.

Interessant wird es auf der Zunge: Während die Nase Süße und Leichtigkeit erwartet, überrascht der Gin mit einer kräftigen, herben und bitteren Note, die von intensiven Zitrusschalen dominiert wird. Auch hier ist kein klassisches Zitrusaroma enthalten – die Bitterkeit und Frische entstehen durch die Kombination der Botanicals.

Besonders spannend ist die Kamillen-Aromatik, die durch Gänseblümchen und Ringelblüte erzeugt wird, obwohl keine Kamille direkt verwendet wird. Diese komplexe Aromatik macht den 15 Flowers Gin zu einem wandelbaren Genuss, der pur oder in Cocktails eine hervorragende Figur macht.

3. Nummer 1 – Das Parfum unter den Gins mit Pfeffer- und Zitrusvielfalt

Der Nummer 1 Gin ist eine wahre Hommage an die Komplexität und Vielfalt von Gin-Aromen. Stephan beschreibt ihn als seine erste Idee für einen Gin, entstanden aus dem Wunsch, für die Eröffnungsparty der Brennerei einen „party-kompatiblen“ Drink zu kreieren. Aus zwölf Prototypen wählte er die besten drei, nummerierte sie und orientierte sich dabei an Chanel – ein cleverer Schachzug, der die Gin-Linie wie eine Duftkollektion erscheinen lässt.

Dieser Gin ist geprägt von fünf verschiedenen Zitrusaromen und sieben Pfeffersorten, die so ausgewählt sind, dass sie die gesamte Zunge in all ihren Geschmacksfacetten ansprechen: süß, sauer, salzig, scharf, bitter und sogar Umami – das fleischige, japanisch anmutende Geschmacksprofil.

Die Zitrusaromen bestehen aus Zitronen-, Limetten- und Bitterorangen-Zesten, ergänzt durch Kaffirlimettenblatt, das die Brücke zum Kubebenpfeffer schlägt. Der Szechuanpfeffer sorgt für ein prickelndes Erlebnis im Abgang. Mit 45 % Alkohol ist der Gin satt und mild zugleich, ohne unangenehme Schärfe. Pur, als Gin Tonic oder sogar als Zutat in Desserts ist dieser Gin ein vielseitiger Allrounder.

Ein besonderes Highlight: Die Öle, die beim Filtrieren des Gins anfallen, werden in der Gin School als Handseife verwendet. So riechen die Hände nach dem Waschen herrlich nach Gin Nummer 1 – ein ungewöhnliches, aber sehr charmantes Detail.

4. Navy Strength Gin von Fairytale Distillery – Intensität mit tropischer Frische

Der vierte Gin stammt von unserem Freund Thomas von der Fairytale Distillery und ist ein echter Navy Strength Gin mit 57 % Alkohol. Der Nummer 57 Gin überzeugt durch seine sommerlichen Aromen von Mango und Hibiskus, kombiniert mit der klassischen Wacholdernote.

Die Herstellung erfolgt ohne Kolonne, also als reine Pot-Still-Destillation, was dem Gin seinen charakteristischen, intensiven Geschmack verleiht. Stephan beschreibt, dass er beim Riechen sofort an das Meer denkt – ein Sinnbild für die Frische und Lebendigkeit dieses Gins.

Die hohe Alkoholstärke kapselt die Aromen ein und entfaltet sie erst im Mund, wenn der Gin mit Speichel verdünnt wird. Dann kommt die volle aromatische Bandbreite zum Vorschein: Mango schlägt „mit voller Wucht“ zu, begleitet von Hibiskus und Wacholder. Trotz der Kraft steht die Aromatik nicht im Hintergrund, sondern zeigt sich in ihrer ganzen Vielfalt.

Dieser Gin ist ein Paradebeispiel dafür, dass Navy Strength Gins nicht nur stark, sondern auch aromatisch und komplex sein können – perfekt für Kenner und Liebhaber intensiver Gin-Erlebnisse.

5. Sloe Gin – Ein fruchtiges Dessert zum Ausklang

Zum Abschluss der Verkostung gibt es einen Sloe Gin, der mit seinen 27 % Alkohol und einem reduzierten Zuckeranteil von etwa 45 bis 50 g pro Liter besonders sanft und fruchtig ist. Stephan erklärt, dass dieser Gin mit Schlehen, Mandelnoten und einer blumigen, fast „blaumigen“ Aromatik überzeugt.

Der Sloe Gin ist ein wunderbarer Begleiter zum Dessert oder einfach für den entspannten Genuss zwischendurch. Er bietet einen feinen Geschmack ohne zu süß zu sein und lädt zum Genießen ohne Mixen oder aufwändige Zubereitung ein.

Eine kleine sensorische Besonderheit sind die Ingwertöne, die überraschenderweise vom Ginster stammen, den Stephan im Februar erntet. Kaut man Ginster länger, tritt der Ingwergeschmack hervor – ein spannendes Beispiel für die vielfältigen Aromenspielereien, die in einem Gin stecken können.

Sloe Gin mit Schlehen und Mandelnoten

Sensorik, Herstellung & Profi-Tipps für das perfekte Gin-Erlebnis

Eine der wertvollsten Erkenntnisse aus unserem Tasting ist, wie wichtig die sensorische Komposition eines Gins ist. Ein Gin muss wie ein Parfum aufgebaut sein, mit klar definierten Noten, die sich harmonisch ergänzen und ein spannendes Geschmackserlebnis bieten.

Die Herstellung spielt dabei eine ebenso große Rolle. Stephan Thomé setzt auf traditionelle Brenntechnik mit langer Mazerationszeit sowie die Verwendung regionaler und außergewöhnlicher Botanicals. So entstehen Gins, die nicht nur schmecken, sondern Geschichten erzählen und die Region widerspiegeln, aus der sie stammen.

Für alle, die selbst in die Welt des Gins eintauchen wollen, bietet sich eine Ausbildung in der Gin School oder in der Spirituosen-Akademie an. Dort lernt man nicht nur die Kunst des Tastings, sondern auch die handwerklichen Grundlagen der Herstellung und die feine Kunst der Aromenerkennung.

Fazit: Ein spannendes Craft Gin Tasting mit viel Wissen und Genuss

Unser Craft Gin Tasting mit Stephan Thomé war eine faszinierende Reise durch die Welt der deutschen Craft Gins. Von der regional inspirierten Innovation über florale Blütenwonnen bis hin zu komplexen Pfeffer-Zitrus-Kompositionen und kraftvollen Navy Strength Varianten wurde die gesamte Bandbreite des Gins erlebbar gemacht.

Stephan Thomés Leidenschaft für Gin als Parfum, seine handwerkliche Präzision und sein kreativer Umgang mit Botanicals zeigen, wie spannend und vielfältig Gin sein kann. Seine Tipps zur Herstellung und Sensorik bieten wertvolle Einblicke für alle, die tiefer in die Gin-Welt eintauchen möchten.

Wir laden alle Gin-Liebhaber, Genießer und Neugierigen ein, die Vielfalt des Gins zu entdecken, selbst zu verkosten und sich inspirieren zu lassen. Egal ob pur, als Cocktail oder sogar als Teil eines Desserts – Gin bietet eine unglaubliche Welt voller Aromen und Geschichten.

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FAQ - Häufig gestellte Fragen

Was macht einen London Dry Gin aus?

Ein London Dry Gin ist eine Spirituose, die nach bestimmten Regeln hergestellt wird: Er muss mit Neutralalkohol destilliert werden, darf keine künstlichen Aromen enthalten und weist typischerweise eine klare Wacholdernote mit weiteren Botanicals wie Zitrus, Koriander oder Angelikawurzel auf. Stephan Thomés Eifel Gin ist ein klassischer London Dry Gin, der jedoch mit regionalen Zutaten statt der klassischen Botanicals arbeitet.

Wie beeinflusst die Destillationsmethode den Geschmack von Gin?al?

Die Destillation entscheidet maßgeblich über Reinheit und Aromatik. Eine lange Mazerationszeit (z.B. 14 Tage) ermöglicht eine intensive Extraktion der Aromen. Die Verwendung einer Kolonne sorgt für eine saubere Destillation, während Pot-Still-Destillation oft intensivere und komplexere Aromen hervorbringt. Stephan Thomé nutzt beide Methoden, je nach gewünschtem Ergebnis.

Was sind Navy Strength Gins?

Navy Strength Gins haben einen höheren Alkoholgehalt, meist um die 57 %. Dieser hohe Alkoholgehalt konserviert und kapselt die Aromen, die sich erst beim Verdünnen im Mund vollständig entfalten. Sie sind kräftiger im Geschmack und eignen sich besonders für Genießer, die intensive Gin-Erlebnisse suchen.

Wie kann man Gin aromatisch variieren ohne klassische Zutaten zu verwenden?

Stephan Thomé zeigt, dass man durch den Einsatz regionaler Pflanzen und ungewöhnlicher Zutaten wie Eichenrinde, Eschenrinde, Moos oder Ginster klassische Aromen wie Angelikawurzel oder Zitrus simulieren kann. Die Kunst liegt in der richtigen Kombination und Dosierung, um ein harmonisches Aroma zu schaffen.

Was ist Slow Gin und wie unterscheidet er sich von klassischem Gin?

Slow Gin enthält meist weniger Alkohol und oft einen gewissen Zuckeranteil, was ihn süßer und milder macht. Er eignet sich besonders als Dessertgin oder für den entspannten Genuss ohne Mixen. Stephan Thomés Sloe Gin ist ein Beispiel dafür, mit einem reduzierten Zuckeranteil und fruchtigen Noten von Schlehen und Mandeln.

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